Offen gesagt begriff ich das «Konzept Cheesecake» bislang ganz und gar nicht. Entweder Käse oder Kuchen. Die Kombination von salzig und süss erschien mir vollkommen unnötig und übertrieben amerikanisch. Niemals hätte ich mir zum Tee (oder isst man so etwas etwa zum Zmittag?) ein Stück Cheesecake bestellt. Bis mir Claudia Schilling in ihrer neu eröffneten Cream Cakery ein mit Hagebutten-Gonfi überzogenes Probiererli offerierte. Hach.
Mein Café soll Freude am Essen vermitteln. Die Gäste sollen spüren, dass da ganz viel Liebe drinsteckt.Claudia Schilling
Die Baslerin Claudia Schilling ist gelernte Dekorationsgestalterin, Stylistin und Fotografin. Sie arbeitet seit vielen Jahren als selbständige Foodstylistin und schrieb bereits mehrere Kochbücher, die sie allesamt überaus hübsch illustrierte. Und: Claudia liebt Cheesecake. «Den Wunsch eines eigenen Cafés trage ich seit einigen Jahren mit mir herum», erzählt sie im gemütlich mit warmen Farben und Materialien eingerichteten Obergeschoss des Conceptstores Joyne am Spalenberg. «Ich wollte endlich zeigen, wie ich mir das Gesamtkonzept vorstelle, wie meine Rezepte serviert werden sollen. Mein Café soll Freude am Essen vermitteln. Die Gäste sollen spüren, dass da ganz viel Liebe drinsteckt.»
Neben Liebe investiert Claudia auch sehr viel Arbeit und Sorgfalt in ihre Produkte. Bereits vor einem Jahr hatte sie sämtliche Cheesecake-Rezepte ausgearbeitet und getestet. Weniger Salz. Mehr Butter. Mehr Boden. Weniger Masse... «Ich habe lange getüftelt, bis der Basic Cheesecake genau so war, wie ich ihn wollte», schmunzelt Claudia. Heute hat sie Varianten mit Matcha, Crème Brulée, Toblerone oder Zimt im Angebot. Auch online kann man die unwiderstehlich crèmigen Cakes bestellen, die dem Perfektionismus Claudias entsprechend auch alle überaus attraktiv aussehen.
Das Essen, das Visuelle, das Einrichten – hier kann ich endlich alles verbinden.Claudia Schilling
Doch nicht nur Cheesecake gibt es in der Cream Cakery, sondern auch Bagel mit Frischkäsefüllung, Suppe und natürlich Tee und Kaffee. Der kommt von einer Basler Mikro-Rösterei. Auch die Bagels werden in Basel gebacken und der Cream Cheese nach Claudias Rezept zubereitet. Überhaupt ist die Cream Cakery ein kleines Claudia-Universum. Das gesamte Gestaltungskonzept hat sie selbst gemacht. An den Wänden hängen ihre Foodfotografien, auf den Tischen liegen ihre Kochbücher zum Durchblättern bereit. «Das Essen, das Visuelle, das Einrichten – hier kann ich endlich alles verbinden.»
Claudia wirkt zufrieden. Ihr Konzept geht auf. War sie vor der Eröffnung noch skeptisch, ob sich in Basel überhaupt jemand für Cheesecake interessiert, wurde sie in den ersten Wochen bereits von Kundschaft überrollt. Besonders die Expats scheinen sich über das vielseitige Cheesecake-Angebot zu freuen. Und seit dem ersten Probiererli, das mir Claudia bei der Begrüssung offerierte, bin auch ich dem Cheesecake verfallen. Nahrhaft wie ein Mittagessen, zart und stimulierend wie ein Dessert – mir ist absolut schleierhaft, wie ich die letzten Jahrzehnte ohne dieses Gebäck überleben konnte. So schmeckt Glück! Und es ist auch noch völlig legal am Spalenberg erhältlich. Suchtpotenzial allerdings hoch.