«Hauser & Wirth» steht in grossen Lettern über dem Eingang der Galerie im Luftgässlein 4 angeschrieben. Dass hier nicht mehr sein eigener Name prangt, macht Galerist Carlo Knöll nichts aus. «Für mich stand immer die Sache – in meinem Fall die Kunst – im Vordergrund. Es ging mir nie um meine eigene Person», gibt er bescheiden und gleichzeitig selbstbewusst zu Protokoll. Selbstbewusst, weil sein Name in der Kunstszene mittlerweile bekannt ist, für Qualität, spannende Ausstellungen und interessante Künstlerinnen und Künstler steht. Den Schritt, seine «eigene» Galerie aufzugeben und für den weltweit renommierten Namen Hauser & Wirth zu arbeiten, wertet Carlo als einen Schritt nach vorn: «Wenn du Kontinuität willst, brauchst du konstante Veränderung. Davon bin ich überzeugt.»

«Für mich stand immer die Sache – in meinem Fall die Kunst – im Vordergrund. Es ging mir nie um meine eigene Person». (Carlo Knöll, Galerist)

Auf den richtigen Ort und die richtige Person kommt es an

Carlo steht schon lange in Kontakt mit Hauser & Wirth. Die Schweizer Galerie führt über 20 Standorte auf der ganzen Welt, sechs davon alleine in New York. Seit 1. Juni 2024 hat das Unternehmen, welches 1992 von Iwan Wirth, Manuela Wirth and Ursula Hauser in Zürich gegründet wurde, nun auch ein Standbein in Basel. Zwischen der ehemaligen Galerie Knoell und Hauser & Wirth sei es in Vergangenheit immer wieder zu Überschneidungen von Ausstellungen zu denselben Künstlerinnen und Künstlern gekommen. Eine Kollaboration lag daher schon seit längerem auf der Hand – dasselbe gilt auch für eine Präsenz von Hauser & Wirth in der Kunst- und Kulturstadt Basel. Und zwar nicht nur während der ART. Mit der ehemaligen Galerie Knoell und dem erfahrenen Galeristen Carlo Knöll haben sie nun den richtigen Ort und die richtige Person gefunden.

Obschon er nun Teil eines weltweit agierenden Grossunternehmens sei, erlaube ihm die neue Konstellation dennoch klein zu bleiben und sich im kleinen, intimen Rahmen weiterzuentwickeln, erzählt Carlo. «Durch das renommierte Ansehen von Hauser & Wirth erhält unsere Basler Galerie eine noch grössere Aufmerksamkeit». Die Stärke der Galerie bleibe aber weiterhin der kleine, kompakte und persönlich geführte Rahmen. «Ich möchte nahe an der Kunst sein und auch alle Kunstinteressierten nahe an die Kunst heranführen.» Dafür sprechen die kleinen Räumlichkeiten der Galerie am Luftgässlein, welche sich in einer ehemaligen Seidenbandfabrik aus den 1880er Jahren befinden. Die Abdrücke der schweren industriellen Maschinen sind weiterhin im Boden zu sehen und geben der Galerie eine Identität.

«Ich möchte nahe an der Kunst sein und auch alle Kunstinteressierten nahe an die Kunst heranführen.» (Carlo Knöll, Galerist)

Mut zur Überraschung

Die erste Ausstellung, welche Hauser & Wirth in Basel zeigt, geht auf Carlos Initiative zurück. «Vilhelm Hammershøi. Silence» ist bis am 13. Juli zu sehen und zeigt das Schaffen des dänischer Malers, der von 1864 bis 1916 gelebt hat. Seinem Fokus auf historische Kunst, welche Carlo seit jeher sehr wichtig war und mit dem er sich von anderen Galerien, die sich eher auf zeitgenössische Kunst konzentrierten, abhebte, bleibt er damit weiterhin treu. «Es war uns wichtig, mit der ersten Ausstellung Mut zu zeigen und zu überraschen. Vilhelm Hammershøi steht für klassische, museale Kunst, die ihrer Zeit voraus war. Dennoch ist sein Name sicherlich für viele Besucherinnen und Besucher neu. Wir wollten also nicht einen Namen präsentieren, den man auch in anderen Museen während der ART antrifft, sondern den man nur hier bei uns neu entdecken und aus nächster Nähe kennenlernen kann.»

Ansteckende Begeisterung

Wenn Carlo über die Galerie und die ausgestellte Kunst spricht, sprüht er nur so vor Energie und Begeisterung. Dass sein Handy den ganzen Tag ununterbrochen zu klingeln scheint und er viel Zeit mit Telefonieren, Organisieren, Networken und Kommunizieren verbringt, stört ihn nicht. «Im Gegenteil: Ich liebe meine Arbeit als Galeristen. Es ist ein Beruf, bei dem Arbeit, Privatleben, Freunde, Sammlerinnen und Künstler miteinander verschmelzen und nicht wie in anderen Berufen klar voneinander getrennt werden können. Ich empfinde dies als Privileg und ich lebe meine Passion für die Kunst jeden Tag.»

«Ich lebe meine Passion für die Kunst jeden Tag.» (Carlo Knöll, Galerist)

Zum Leben eines Galeristen gehört es auch dazu, stets neugierig zu sein und mit frischem, unvoreingenommenem Blick auf Künstlerinnen und Künstler zuzugehen. «Eines meiner grossen Vorbilder war Ernst Beyeler», erzählt Carlo mit funkelnden Augen. «Ernst Beyeler lebte für die Kunst. Er verkörpert das, was für mich die Erfolgsgeschichte unserer Stadt ausmacht: Den Spagat zwischen lokaler Verankerung und internationaler Ausstrahlungskraft. Ernst Beyeler schaffte es, eine sehr erfolgreiche globale, internationele Kunstinstitution aufzubauen und gleichzeitig nie seine Wurzeln aus den Augen zu verlieren und sich stets zu Basel und seiner Heimat zu bekennen und diese zu stärken.»

Die Tür klingelt und Carlo wendet sich dem nächsten Besucher der Galerie zu, um seine Passion Kunst bei einem nächsten spannenden Gespräch auszuleben. Dafür lebt er und trägt damit – im kleinen Rahmen der Galerie – Grosses zur vielfältigen Kunststadt Basel bei.