Ein Geist versperrt den Weg zur neuen Ausstellung im Neubau des Kunstmuseum Basel. Vor ihm eine grosse, glänzende Blutlache. Auf der Treppe in den zweiten Stock flackert das Licht und es ertönen beklemmende Geräusche. Beim Eingang zur neuen Sonderausstellung laufen Szenen bekannter Gruselfilme. Als das Kleine Gespenst in die Kamera lächelt, hat das eine überaus beruhigende Wirkung; es gibt auch niedliche Geister. Sie sind jedoch die Ausnahme.
Geist und Blutlache von Katharina Fritsch (1988)
Auf der Suche nach dem Übernatürlichen
In der Regel spuken Geister herum, um uns zu beunruhigen. Als Wesen zwischen den Welten erinnern sie uns daran, dass wir alle vergänglich sind und nicht wissen, was nach dem Tod kommt. Auf der Suche nach dem Übernatürlichen in der Kunst zeigt das Kunstmuseum Basel derzeit in neun Sälen über 160 Werke und Objekte der letzten 250 Jahre. Das ist gleichzeitig lehrreich und unterhaltsam, spannend und schön anzusehen – aber auch ganz schön kräftezehrend.
Links: Spirit photograph von Staveley Bulford (1921), rechts: Teleplastische Masse, die aus dem Mund des Mediums Stanislawa P. herausquillt und in schwebender Stellung verharrt von Albert Freiherr von Schrenck-Notzing (1913)
Auf dem Weg durch die Ausstellung begegnen wir den Gemälden alten Meister genauso wie Geisterfotografen und spiritistischen Medien. Da steht ein durch einen Geist ramponierter Stuhl, die raumfüllende Installation eines nachgebildeten Hauses aus dem Hitchcock-Film ‘Psycho’ und ein direkter Draht zum Jenseits. Wir finden einen vermeintlich leeren Raum und Kleider, die von vererbten Traumata erzählen. Und natürlich ist da auch der kleine Star der Ausstellung: Das auf allen Plakaten abgebildete Geistwesen Fantasmino des amerikanischen Fotografen, Video- und Installationskünstlers Tony Oursler.
Fantasmino von Tony Oursler (2017)
Eine Ausstellung, die herausfordert
Zweifellos: Diese Ausstellung fordert heraus. Durch ihre Vielseitigkeit, durch die Schwere der Thematik und durch Exponate, die teils von beunruhigender Präsenz sind und von stillem Schmerz, Ängsten und bösen Erinnerungen erzählen. Gut beraten ist, wer sich «Geister» mehrmals ansehen kann – die einzelnen Räume lohnen eine vertiefte Auseinandersetzung, eine Pause zwischendurch kann jedoch nicht schaden.
«Tell my mother not to worry» von Ryan Gander (2012)
Geister
Dem Übernatürlichen auf der Spur
Bis am 8. März 2026 im Kunstmuseum Basel | Neubau
Begleitend zur Ausstellung gibt es zahlreiche Veranstaltungen – am 31. Oktober zum Beispiel eine Geistersoirée anlässlich von Halloween. Die Besuchenden werden eingeladen, Teil einer Nacht voller Kunst und Spuk zu werden. Wer verkleidet kommt, erhält kostenlosen Eintritt! Komm und schwebe zu Halloween als Geist durchs Museum!
Eine Sammlung mit über 300'000 Werken von Holbein bis Warhol, zudem wechselnde Ausstellungen und spannende Zusatzangebote bieten dem Publikum vielschichtige Zugänge zur Kunst.