Im kühlen MUKS-Keller gibt’s derzeit eine Sonderausstellung, die sich nicht nur an heissen Sommertagen lohnt: «Schabbes, Schnitzel, Mehrbettzimmer» erzählt vom Leben im jüdischen Altersheim La Charmille in Riehen.

Bis 2001 stand in Riehen das Alters- und Pflegeheim La Charmille. Es wurde kurz nach dem zweiten Weltkrieg eröffnet und war europaweit eine der wenigen Einrichtungen für Menschen jüdischen Glaubens. Und damit war La Charmille weit mehr als die letzte Station vor dem Tod: La Charmille war ein Zufluchtsort, eine Schicksalsgemeinschaft und ein Ort jüdischer Kultur. Hier lebten Menschen aus verschiedenen Ländern und Schichten zusammen. Akademiker und Handwerker, Lehrerinnen und Kaufleute aus Basel und der Schweiz, aus Europa und den USA. Gemeinsam war allen eine Vergangenheit, in der sie Schreckliches erlebt hatten und die geprägt war von Flucht, Emigration, Verlust und Angst.

Noch bis Anfang März 2026 zeigt das MUKS eine Sonderausstellung zum Leben im jüdischen Altersheim. «Schabbes, Schnitzel, Mehrbettzimmer» heisst sie und beleuchtet den einzigartigen Mikrokosmos der Charmille. Mit Fotografien und Geschichten wird der Alltag in dem besonderen Altersheim eingefangen und von der Resilienz der Menschen berichtet. Es wird erzählt von koscheren Wienerschnitzeln, von Konzerten, Vorträgen, Filmvorführungen und Theaterstücken. Davon, dass das Heim eigentlich viel zu nah an der Grenze zum noch viele Jahre nach dem Krieg verhassten und mit viel Angst und Verlust behafteten Deutschland stand. Es wird erzählt von Menschen.

Heute steht La Charmille nicht mehr. Das 1907 als Sanatorium für Stoffwechsel- und Herzerkrankungen eröffnete und 1946 vom Verein «Jüdisches Altersheim» erworbene Gebäude musste vor knapp 20 Jahren der Wohnüberbauung Inzlingerpark weichen. Mit der Ausstellung und der parallel dazu entstandenen Publikation bleiben die Erinnerungen wach.

Schabbes, Schnitzel, Mehrbettzimmer

Leben im jüdischen Altersheim La Charmille in Riehen (1947–2002)

Sonderausstellung im MUKS – noch bis am 2. März 2026

muks.ch

Parallel zur Ausstellung ist eine spannende Publikation im Friedrich Reinhardt Verlag erschienen. Das Buch erzählt Geschichten von La Charmille, basierend auf Gesprächen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und Archivrecherchen. Die Beiträge beschäftigen sich mit Festen, dem Altersheim-Alltag im jüdischen Jahreslauf und mit den vielseitigen Biografien.