«Bange machen jilt nich». In die Haut tätowiert! Das Anbringen hat geschmerzt. Und wurde zu einer Art Lebensmotto. Aus dem Berliner Jargon übersetzt bedeutet dies in etwa: «Angst ist keine Option.» Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, wenn wir alle ganz ehrlich sind!
Die Person der Geschichte? Martin. Martin nennt zwei Kulturen sein Eigen. Koreanische Mutter, schwäbischer Vater. «Schwabe, ich darf das sagen, bin ich ja selber», lacht er. In der auf jeden Fall tonangebenden Hauptstadt Deutschlands Berlin geboren und aufgewachsen, lebt er seit 2003 in Basel. Er kam wegen der Liebe hierher. Denn Liebe wird aus Mut gemacht. Ok, er war schon vorher mit Andrea zusammen. Sie erhielt damals im Literaturhaus Basel ein Anstellungsangebot und nahm es an. Fernbeziehung? Eineinhalb Jahre. Schwierig. Der Mutige wird belohnt! Martin kam nach und konnte an einem grossen Projekt mit Andrea mitarbeiten. Sie blieben.
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Mut ist sein Credo
Und dann ist da eben dieser Anzug. Hellgrün, apart, perfekt sitzend und körperbetont geschnitten. Ins Auge fällt der ausserordentlich atypisch lange Kittel. Ziemlich gewagt für einen Mann. Aber eben, Mut ist sein Credo. «Den Anzug habe ich seit knapp 20 Jahren. Ich schlenderte damals durch Berlin und kam zum Laden «Respectman». Eigener Laden, eigene Marke. Es war ein Einzelstück. Der Ladenbesitzer überredete mich, ihn anzuprobieren. Wir waren beide begeistert, denn er sass wie angegossen! Seitdem ziehe ich ihn zu speziellen Anlässen an», erklärt mir Martin und gesteht ein wenig stolz, dass er immer wieder darauf angesprochen werde.
«Stil ist auf jeden Fall eine Haltung. Es bedeutet Personalität, etwas, das du selber hast und nicht kopierst.»
«Martin, was bedeutet Stil für dich?», möchte ich wissen. «Es ist auf jeden Fall eine Haltung. Es bedeutet Personalität, etwas, das du selber hast und nicht kopierst. Es ist die Bewusstheit, seinen eigenen Stil mit Einflüssen, welche einem sonst noch gefallen, zu kombinieren. Ich würde sagen, man spürt und fühlt es und gibt sich somit automatisch authentisch. Es hat aber auch mit Offenheit zu tun, es gibt nichts Schlimmeres als Vorurteile. Ich denke, ich bin per se eine offene Natur. Quasi meine DNA. Berlin hat sicherlich dazu beigetragen», schmunzelt er und fährt fort: «Des Weiteren hat Stil mit Taktgefühl und Respekt zu tun. Jedem einzelnen von uns gegenüber.» So wundert es auch nicht, dass Martin schon seit jeher sehr gerne mit Menschen zusammenarbeitet. Eine Eigenschaft, die er in seinem Beruf als Eventmanager gut gebrauchen kann.
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Akzente sind gefragt
Abgelichtet haben wir Martin im grandiosen Neubau des Kunstmuseum Basel – herzlichen Dank für die Möglichkeit! Denn eine solch einzigartige Kulisse musste einfach her. Martin kam mit der Vespa. «Das ist eine weitere grosse Liebe!» Die Bilder sprechen für sich, das mussten wir natürlich auch sofort fotografisch festhalten. Martin ist also nicht nur im Anzug äusserst stilbewusst, sondern auch in casual.
«Was beeinflusst, was du trägst?», möchte ich wissen. «Ich kleide mich je nach Stimmung. Ich liebe es, zu spielen. Den erwähnten Anzug oder Anzüge generell zu tragen, macht mir Spass. Sicherlich auch, weil ich kann und nicht muss!» Nicht mehr auf Andersartigkeit reagieren zu müssen, kommt mit Erfahrung, Weisheit und dem Alter. «Ich selbst bin, rein von meinen Wurzeln her, schon immer etwas mehr aufgefallen. In der Vergangenheit gab es diesbezüglich auch Probleme rassistischer Natur – jedoch nur selten», gesteht Martin.
«Man sollte die Andersartigkeit auch nicht vertuschen, sondern Akzente setzen. Die Welt wäre doch sonst langweilig, wenn sich alle in die gleiche Uniform pressen würden!»
Heute ist er stolz darauf, Einflüsse von zwei Kulturen zu haben. «Man sollte die Andersartigkeit auch nicht vertuschen, sondern Akzente setzen. Die Welt wäre doch sonst langweilig, wenn sich alle in die gleiche Uniform pressen würden!», erklärt mir Martin.
Martin, ich plädiere für mehr Leute wie dich und danke dir für den Einblick in deine Stilwelt!
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