«Wir bringen Kunst zu den Menschen», lautet das Motto des Galeristen-Paares Melanie und Konrad Breznik, das im ehemaligen Bahnhofbuffet im Bahnhof SBB mit ihrer Galerie Gleis4 eingezogen ist. Wie wär's mit etwas moderner Kunst vor der nächsten Abfahrt?

Manchmal dauerts etwas länger. Im Falle vom neuen gastronomischen Angebot in den Räumlichkeiten des ehemaligen Bahnhofbuffets im Bahnhof SBB sehr lange. Genauer gesagt sind mitterweile bereits vier Jahre vergangen seit der neue Westflügel eröffnet wurde und der Einzug eines neuen Restaurants in der früheren Brasserie weiterhin auf sich warten lässt. Da auch das lang angekündigte Montreux Jazz Café nicht eingezogen ist, werden die wunderschönen denkmalgeschützten Räumlichkeiten nun erstmal zwischengenutzt. Das Galeristen-Paar Melanie und Konrad Breznik freuts: «Wir bringen Kunst zu den Menschen», lautet das Motto ihrer Galerie für zeitgenössische Kunst, welche nomadenhaft von einer Stadt zur nächsten zieht und am Bahnhof SBB nun ein neues temporäres Zuhause gefunden hat. Jeweils von Dienstag bis Samstag beglückt die Galerie Gleis4 zahlreiche neugierige und kunstinteressierte Pendlerinnen und Pendler, die so ihre Wartezeit auf den Zug auf inspirierendere Weise als stehend am Perron verbringen können.

«Es ist cool, sich in einem Raum wie diesem austoben zu können.»
Galeristen-Paar Melanie und Konrad Breznik, Galerie Gleis4

Ein Raum wie gemacht für eine Galerie

Die hohen Räumlichkeiten mit den schmuckvollen, hölzernen Wandverkleidungen sind ironischerweise wie gemacht für einen Ausstellungsraum. Hinzu kommt, dass diesen Raum bereits überdimensional grosse, historische Wandgemälde zieren und die Ausstellung der Galerie Gleis4 somit unbeabsichtigt bereichern. Dem Galeristen-Paar Melanie und Konrad kommt dieser kunstvolle Kontext des ehemaligen Bahnhofbuffets gelegen. Für ihre nomadenhaften Ausstellungen sind die beiden immer wieder auf der Suche nach neuen, einzigartigen Orten. «Wir haben bereits in einem ehemaligen Coiffeursalon, einer Drogerie oder einer alten Sägerei ausgestellt. Es ist jedes Mal spannend zu beobachten, welchen Einfluss die Geschichte eines Raums auf die Kunst hat», schwärmt Konrad und Melanie ergänzt: «Die Leute sind neugierig, was sie in ihren alten, gewohnten Räumlichkeiten antreffen.»

Es ist spannend zu beobachten, welchen Einfluss die Geschichte eines Raums auf die Kunst hat.»
Galeristen-Paar Melanie und Konrad Breznik, Galerie Gleis4

Das Galeristen-Paar Melanie und Konrad Breznik posiert neben der Kunst des Baslers Mirko Schneider.

Bis voraussichtlich Ende Februar findest du zeitgenössiche Kunst verschiedener Künstlerinnen und Künstler aus dem Portfolio des Galeristen-Paars. Dazu gehören lokale, nationale und internationale Namen. Unter den lokalen Namen vertreten ist auch die Basler Künstlerin Tamara Riedel, welche in ihrem Atelier im St. Johann allerlei Kunstobjekte und Skulpturen aus Beton anfertigt. Ihre humorvollen Kreationen, rätselhaften Tierwesen, sowie teils provokanten, weiblichen Darstellungen sind über die ganze Galerie verstreut anzutreffen und bereichern die restlichen Kunstwerke auf erfrischende, kuriose und überraschende Weise. Sie schafft es mit viel Leichtkeit und Verspieltheit, dem grundsätzlich kalten Fundament Beton eine herzerwärmende Menschlichkeit einzuhauchen.

Beton-Künstlerin Tamara Riedel und ihre verspielten Objekte.

Betonbrüste, Mittelfinger und ein Gorilla

Die Ausstellung der Galerie Gleis4 lebt von der Vielfalt der gezeigten Kunstwerke und von deren sorgfältigen, verspielten und überraschenden Inszenierung und Einbettung in die historischen Räumlichkeiten des Bahnhofs SBB. Hier treffen denkmalgeschützte Gemälde und schmuckvolle Wandverkleidungen auf Baustellencharakter mit offenen Rohren und Leitungen, die aus dem Boden ragen. Da grinst dich aus der einen Ecke eine lebensgrosse, abstrakte Gorilla-Skulptur an, da hängt das von Malfarbe bespritzte Arbeitshemd eines ausstellenden Künstlers von der Decke, da zeigt dir ein Gemälde respektlos den Mittelfinger.

«Es ist cool, sich in einem Raum wie diesem austoben zu können», sagt Konrad und schaut staunend umher, als hätte er die heute Ausstellung zum ersten Mal gesehen. Bis voraussichtlich Ende Februar heissen er und Melanie dich in der Galerie Gleis4 noch willkommen. «Danach geht unsere Reise wieder weiter. Es ist zwar viel anstrengender und aufwändiger, ständig wieder neue Locations zu suchen. Aber so werden wir garantiert niemals betriebsmüde.»

Galerie Gleis4

Westflügel Bahnhof Basel SBB (Centralbahnstrasse 10)
Voraussichtlich bis Ende Februar.
galeriegleis4.com

Öffnungszeiten:
Von Dienstag bis Freitag, 13 - 19 Uhr
Am Samstag von 11 bis 17 Uhr

Der Eintritt ist kostenlos.