Kennst du die Netflix-Serie «When They See Us»? In vier Folgen erzählt sie die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte von fünf Teenagern aus Harlem, die Ende der 1980er Jahre fälschlicherweise eines brutalen Übergriffs auf eine Joggerin im Central Park beschuldigt und verurteilt wurden. Die Jugendlichen waren alle Schwarz. Und obwohl unschuldig, wurden sie von der weissen Gesellschaft pauschal als Verbrecher abgestempelt.
Der Titel der aktuellen Ausstellung im Kunstmuseum Basel | Gegenwart ist inspiriert von dieser Serie. «When We See Us» heisst sie und kehrt damit die Perspektive vom «They» zum «We». Die Schwarzen Kunstschaffenden zeigen ihre eigene Sichtweise auf sich und das Leben Schwarzer Menschen und thematisieren damit, wie sie immer wieder in verzerrter, falscher Art und Weise dargestellt wurden – bis heute werden. Die Ausstellung hat also einerseits eine politische Dimension, steht aber auch für Selbstermächtigung: Jahrhundertelang haben Weisse die Kunstgeschichte dominiert. Heute schreiben Schwarze Künstlerinnen und Künstler mit.
«At the Clinic» von George Pemba (1979)
«When We See Us» wurde für das weltweit grösste Museum für afrikanische Gegenwartskunst in Kapstadt konzipiert – die Ausstellung dort endete im September 2023. Über 150 Gemälde von rund 120 Künstlerinnen und Künstlern beinhaltet die Werkschau, die nun für das Kunstmuseum Basel | Gegenwart adaptiert wurde. Anders als in vielen anderen Ausstellungen wollten die beiden Kuratorinnen Koyo Kouoh und Tandazani Dhlakama das Thema «Blackness» hier nicht aus dem Blickwinkel von Sklaverei, Rassismus, Unterdrückung und Gewalt betrachten. Die Kunst will dir hier eine neue Blickweise bieten und fokussiert daher auf das Alltägliche sowie auf das Positive, die «Kraft der Freude». So ist «When We See Us» in sechs Kapitel des alltäglichen Lebens gegliedert, die sich vom Erdgeschoss des Museums bis in den dritten Stock erstrecken: Triumph und Emanzipation, Sinnlichkeit, Spiritualität, Alltag, Freude und Ausgelassenheit und im obersten Stock dann: Ruhe.
«Constant III» von Sungi Mlengeya (2019)
Neben afrikanischer figurativer Malerei der letzten 100 Jahre erwarten dich Soundstationen und ein Audioguide mit Hintergrundgeschichten zu den Werken. Zudem findet ein vielschichtiges Rahmenprogramm mit Musik, Literatur, Workshops und Führungen statt, das zahlreichen weiteren Schwarzen Stimmen eine Plattform bieten. «When We See Us – Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei» ermöglicht dir ein Eintauchen in die bunte Welt der Schwarzen Bevölkerung und zeigt dir einmal mehr sehr deutlich, wie bereichernd die Vielfalt unserer Gesellschaft ist.
When We See Us – Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei
Kunstmuseum Basel | Gegenwart
Die Ausstellung ist noch bis am 27.10.2024 zu sehen.
Das Kunstmuseum Basel besteht aus dem Hauptbau mit Kunst bis zur Klassischen Moderne, dem Neubau mit grossen Sonderausstellungen und dem Ausstellungshaus für Gegenwartskunst.