Lust auf Party? Wir schon. Deshalb spricht uns der Titel der neuen Ausstellung im Museum Tinguely stark an. Bis am 1. Mai wird hier nämlich «Party for Öyvind» gezeigt, eine Ausstellung zum Leben des schwedischen Künstlers Öyvind Fahlström. Ein Leben, das verknüpft ist mit etlichen der einflussreichsten Kunstschaffenden der 1950er und 1970er Jahre. Die Party wird also wild und bunt!

Öyvind Fahlström – den Namen haben wir, zugegeben, nie zuvor gehört. Als die Information des Museum Tinguely zur neuen Ausstellung bei uns hereinflatterte, waren wir jedoch dermassen interessiert, dass wir begannen, den Künstler zu googeln. Ok, es lag an der Party im Titel, wir sind etwas ausgehungert. Doch was wir von Öyvind Fahlström erfuhren, war ebenfalls überaus interessant: Öyvinds Vater war Norweger, seine Mutter Schwedin. Er selber wurde 1928 in São Paulo geboren. Mit elf Jahren schickten ihn seine Eltern mit dem Schiff für mehrmonatige Sommerferien zu Verwandten nach Schweden. Ein eher undenkbares Szenario in heutiger Zeit, zumal dummerweise just in dieser Zeit der zweite Weltkrieg begann und Öyvind in Schweden festsass. Auch nach dem Krieg kehrte Öyvind nicht zu seinen Eltern zurück, sondern beendete die Schule und studierte danach in Stockholm Kunstgeschichte und Archäologie. 

 

Mit Mitte 20 zog er schliesslich nach Rom, wo er in die Kunstszene eintauchte, erste Werke schuf und sich mit diversen Künstlern anfreundete. Zudem berichtete er als Korrespondent schwedischer Zeitungen über die Stadt und ihr Kunst- und Kulturgeschehen. Auch als er danach nach Stockholm zurückkehrte, pflegte er unzählige Freundschaften zu Kreativen und Museumsleuten. In New York arbeitete er in den 60er Jahren in Robert Rauschenbergs Atelier, wurde so zum Nachbarn von Jasper Johns und gelangte mitten ins Zentrum von Pop Art und Happening – auch Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle lernte er in dieser Zeit kennen. Bis zu seinem Tod 1976 blieb Öyvind Teil der Kunstszene New Yorks.

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Öyvind Fahlström wurde nur 48 Jahre alt. Trotz seiner kurzen Schaffenszeit hinterliess er ein Grenzen sprengendes Oeuvre. Er pflegte ein künstlerisches und privates Netzwerk mit internationalen Kunstschaffenden aus allen möglichen Sparten – sie alle einte ein Gefühl des Aufbruchs, sie alle suchten nach neuen Wegen in Politik und Gesellschaft, was sich in ihrer Kunst niederschlug. Sie probierten neue Lebensweisen aus und stellten Lebenslust, Hoffnung und das Recht auf die eigene Identität, Sexualität und Ausdruck in Kunst, Musik, Literatur und Poesie ins Zentrum. 

 

Öyvind Fahlström war Maler, Poet, Theaterautor, Bildhauer und Performer. Die Ausstellung im Museum Tinguely, deren Titel von einer Einladungskarte aus dem Jahr 1967 stammt, bringt viele der einflussreichsten Kunstschaffenden der 1950er und 1970er Jahre zusammen. Dabei sind Namen wie Alexander Calder, Andy Warhol, Dennis Hopper, Roy Lichtenstein oder Cy Twombly. Und natürlich Öyvind Fahlström selbst. Zu besagter Geburtstagsparty, die zusammenfiel mit seiner ersten Einzelausstellung in New York, kamen mehrere hundert Gäste. Es muss eine Riesensause gewesen sein … Freuen wir uns daher auf einen Hauch dieses unbeschwerten Lebensgefühls, auf wiedergewonnene Freiheit und Zuversicht!

Die Ausstellung «Party for Öyvind. Öyvind Fahlström & Friends» ist bis am 1. Mai im Museum Tinguely zu sehen. Die Ausstellung wird begleitet von Veranstaltungen wie Führungen und Film-Events.

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