Affen. Daran musste QC, Frontsänger der Berner Band Troubas Kater, beim Stichwort Basel als Erstes denken. Und da er glücklicherweise nicht nur über Socken, sondern auch über ein Hemd mit Affen-Motiven verfüge, sei die Wahl seines Outfits an jenem sonnigen Morgen schnell gefallen, erzählt er uns, als wir ihn nach einem ersten, formellen Händeschütteln direkt darauf ansprechen. «Am Morgen überlege ich jeweils, was das Motto meines Looks sein könnte. Ich beginne meist mit den Motiven meiner Socken, die mir Inspiration liefern. Ich dachte dann an meinen letzten Besuch in Basel – und das war im Zoo. Daher die Affen.» Wir empfinden sofort Sympathie für den Mann mit Hut, der mit bürgerlichem Namen Markus Sollberger heisst – und zücken die Kamera. Die ersten Fotos hätten wir im Kasten.
Authentisch, ehrlich und viele positive Vibes
Wir treffen QC zu einem entspannten Schwatz, um mit ihm über das bevorstehende Konzert am 22. Oktober an der Baloise Session, die Anfänge der Band als Strassenmusiker sowie ihre Verbindung zu Basel zu plaudern. Die Ecke Freie Strasse / Bäumleingasse eignet sich gut dafür, zumal wir uns hier im bereits fertiggestellten, schönen, neuen Teil der Freien Strasse befinden und wir es uns auf den grünen Flâneur Stadt-Inseln gemütlich machen können.
Seine ersten Konzerte in den Fussgängerzonen des Landes möchte QC nicht missen – die Erfahrung sei einzigartig und sehr wertvoll: «Wenn es den Leuten gefällt, bleiben sie stehen. Wenn nicht, laufen sie einfach weiter. Das ist sehr ehrlich und gleichzeitig sehr brutal. Wenn du es schaffst, die Leute beim Flanieren und Shoppen abzuholen und zum Anhalten zu bringen, dann ist das dafür ein umso schöneres Gefühl.» Troubas Kater machen auch heute noch sehr authentische Musik. Keine Pyro-Show, dafür echte Instrumente. Trompete, Posaune, Sousaphon, Schlagzeug, Akkordeon. All das trägt zum echten, ehrlichen und unmittelbaren Sound der Band bei.
«Wenn es den Leuten gefällt, bleiben sie stehen. Wenn nicht, laufen sie einfach weiter. Das ist sehr ehrlich und gleichzeitig sehr brutal.»
An der Baloise Session spielen Troubas Kater am selben Abend wie die Fantastischen Vier. Für QC eine grosse Ehre, spielten die Fantas doch eine bedeutende Rolle in seinem Leben und seiner Karriere. «Ich bin über Rap zum Musik-Machen gekommen. Ich begann als Rapper im verrauchten Rüümli, habe mit Plattenspielern gefreestyled und erste Reime geschrieben. Zu einer Zeit, als HipHop aus den USA noch eher düster und gangster-mässig daherkam, gab es für mich einige prägende Bands, die diese Musikrichtung auf eine andere Art zu interpretieren wussten. Weniger düster, dafür ziemlich frech, augenzwinkernd und kaltschnäuzig. In der Schweiz war es Sektion Kuchikäschtli, in Deutschland zweifellos Die Fantastischen Vier.»
Ob zu Beginn seiner Karriere als Rapper der Mundartband Männer am Meer oder heute mit Troubas Kater – QC versprüht einen ansteckenden Optimismus, nimmt sich selbst nicht allzu ernst und schreibt seine Songs jeweils mit viel Herz, positiver Energie und einem Augenzwinkern. Das passt doch ganz gut zum gemeinsamen Konzertabend mit den Fantastischen Vier.
«Wir als Band können positive Vibes transportieren und Freude verbreiten.»
Von der Lust, anzupacken
«Wir als Band können positive Vibes transportieren und Freude verbreiten. Es gibt schon genug Musikerinnen und Musiker, die himmeltraurige Songs in die Welt loslassen, sodass man das Gefühl kriegt, die Welt ginge nächstens unter und man sollte sich daher am besten schon mal seinen eigenen Bunker bauen.» Positive Vibes versprühen bedeutet allerdings nicht, ignorant und unkritisch durch die Welt zu gehen. Fast schon sinnbildlich dafür steht der Song «Celsius» auf dem neuen Troubas Kater-Album «Karma & Kaviar». Darin besingt QC den Klimawandel:
Wie lang häbt der Närv i däm Schweiss-See?
Wi viu Grad geit i Chopf bis mer heiss hei?
Aui frage warum dass si heiss hei
Au ertrage das nümm dass si heiss hei
Oh was wei mer morn?
Was hei mer no?
«Celsius» von Troubas Kater, ab dem neuen Album «Karma & Kaviar»
QC erinnert sich an den Songschreib-Prozess zurück und muss schmunzeln. «Der Klimawandel ist eigentlich ein Schiss-Thema, um dazu ein Song zu schreiben. Doch dann kam dieser Beat und diese Melodie zustande, plötzlich fiel es uns einfach und uns gefiel der Ansatz, zu diesem Thema einen Song zu machen. Ein Song, der eine Anpack-Lust vermittelt, alle animiert, im Kleinen etwas dazu beizutragen und dadurch ein gutes Gefühl auslöst.»
«Ein Song, der eine Anpack-Lust vermittelt, alle animiert, im Kleinen etwas dazu beizutragen und dadurch ein gutes Gefühl auslöst.» (QC zum Song «Celsius»)
Schweissgebadet auf dem Barfi
Durch die Barfüssergasse schlendernd, die Barfüsserkirche und das Stadtcasino bestaunend, spazieren wir von der Freien Strasse an jenen Ort, an dem für Troubas Kater alles angefangen hat. Zumindest, was ihre lebhaften, wilden und beschwingten Live-Shows betrifft. Am 13. Juni 2015 standen Troubas Kater hier auf dem Barfüsserplatz im Rahmen des Imagine Festivals zum ersten Mal live auf einer Konzertbühne. «Es war sehr heiss», erinnert sich QC zurück, «Ich weiss nicht mehr, was wir gespielt haben. Ich weiss nur noch, dass es eine super-gute Feuertaufe für uns war. Es war schwierig, herauszuspüren, ob es den Leuten wirklich gefallen hat oder ob sie einfach nur nett zu uns waren», erzählt QC und muss lachen.
Inzwischen sind Troubas Kater schon an unzähligen Festivals aufgetreten – mal vor pitoresker Altstadt-Kulisse, mal vor verschneiter Berg-Kulisse. «Die Kulisse trägt viel zum Ambiente eines Konzerts bei. Ein kleines, unkompliziertes Setting kann eine ganz charmante Stimmung erzeugen. Hingegen kann eine Kulisse auch das Gegenteil bewirken – wenn beispielsweise dem Festival-Publikum ein billig-produzierter Hut in der Farbe des Hauptsponsors aufgesetzt wird. Das sieht so lächerlich aus», schmunzelt QC. Apropos Hut – es wird Zeit, weiterzuspazieren und sich mit einem richtigen, handgefertigten Hut einzudecken. Hut Nummer 151. QC liebt Hüte und hat zuhause eine ganze Sammlung davon. Doch dazu später mehr. Wir spazieren durch das Gerbergässlein, wo Musiklegenden aus aller Welt die imposante Wall of Fame vom L'Unique House of Rock schmücken. Ob es Troubas Kater wohl auch mal auf diese Wand schaffen? Wir überqueren den Rümelinsplatz und bleiben verblüfft und überrascht unterhalb des Street Art-Projekts vom Mark Jenkins und dem Basler Artstübli stehen. So etwas sieht man auch nicht alle Tage. Der Ausflug nach Basel hat sich bereits mehr als gelohnt.
Ehrliches Handwerk statt Künstliche Intelligenz
Angekommen im Atelier Risa am Spalenberg wird QC bereits mit Freude empfangen. In der sympathischen, über 100 Jahre alten Hutwerkstatt aus dem aargauischen Hägglingen ist man Fan von QC und Troubas Kater. Eine umso grössere Ehre, ihn heute im charmanten Geschäft persönlich bedienen zu dürfen. Dass QC gleich einen der selbstgemachten Hüte von Lea auswählt und kauft, freut die Hutmacherin sichtlich. Wie viele Hüte er denn besitze? Es seien tatsächlich um die 150 verschiedene Exemplare, gibt QC zu Protokoll. «Seit ich geboren wurde, habe ich immer eine Schiss-Frisur gehabt. Daher trage ich immer einen Hut», erzählt er augenzwinkernd und gibt zu: «Natürlich braucht kein Mensch 150 Hüte, ich kann mich aber von keinem darunter trennen, da jeder eine eigene Geschichte aus meinem Leben erzählt». Vielleicht verbindet er den neu gekauften Hut vom Atelier Risa ja bald mit der Erinnerung an ein fantastisches Konzert mit seiner Band an der Baloise Session ...
Ehrliches Hutmacherhandwerk statt Massenware – authentische, handgemachte Musik statt billig produzierter Einheitsbrei. Die klare Linie ist offensichtlich. Am 22. Oktober werden Troubas Kater alles daran setzen, das Basler Publikum der Baloise Session mit ihrer ehrlichen und authentischen Mundartmusik zu begeistern. Auf die derzeit omnipräsente Thematik der Künstlichen Intelligenz und die damit einhergehenden, möglichen Gefahren für Künstlerinnen und Künstler angesprochen, meint QC: «Bereits heute gibt es viel Musik, die zwar von Menschen gemacht ist, aber genauso gut von einer Künstlichen Intelligenz hätte stammen können. Weil es ein langweiliges, immergleiches Geplätschere ist, das ja bereits nach bestimmten, erfolgsversprechenden Algorythmen produziert wird. Je mehr Musik künstlich – also von Computern generiert – veröffentlicht wird, desto grösser sehe ich vielmehr die Chance, dass damit genau das Gegenteil bewirkt wird. Dass die Menschen wieder vermehrt nach Musik suchen, die Ecken und Kanten hat und von den einzigartigen Persönlichkeiten dahinter lebt. Gerade Mundartmusik hat hier gute Chancen, weil sie authentisch ist und direkt ins Herz geht. Vielleicht wird dies eine Künstliche Intelligenz in fünf bis zehn Jahren auch mal drauf haben – aber auä niid».
Troubas Kater
Baloise Session
Am Sonntag, 22. Oktober 2023
Musik von Troubas Kater
Entdecke das neue Album von Troubas Kater «Karma & Kaviar»!
Erleben Sie die einzigartige Clubtischatmosphäre des Indoorfestivals BALOISE SESSION.