Ein Café ohne Musik, ohne Gespräche, ohne Handy und Laptop. Bitte was? Falls du dich nach Ruhe, neuer Inspiration oder einer kurzen Pause sehnst, solltest du dem neuen Moment an der Bäumleingasse unbedingt einen Besuch abstatten.

Auf die heutige Kaffeepause war ich ganz besonders gespannt: Ein Café, in dem weder Musik läuft noch gesprochen wird – hört sich für manche bestimmt unvorstellbar an, ich hingegen find’s reizend.

So nehme ich also Platz im neuen Moment an der Bäumleingasse 4, tauche ein in den roten Raum, lasse die Ruhe auf mich wirken und fühle mich ganz schnell so, als läge ich auf einer Massageliege. Oder als sässe ich irgendwo in der Natur, wo ich mir so gern die ganze Zivilisation wegdenke, um einfach nur Ruhe zu geniessen.

Verantwortlich für das spannende Konzept ist Thomas Fries, der über 30 Jahre lang als Architekt tätig war: «Die Stille fasziniert mich schon lange. Ich persönlich schöpfe Vieles aus ihr.»

Als Mann, der sich viel mit Ruhe und sich selbst beschäftigt, war für ihn auch schon lange klar, dass er nicht ewig auf seinem gelernten Beruf arbeiten möchte.

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Bescheidenheit ganz bewusst

Befreit von wirtschaftlichen Zwängen wollte er seinen von Zen inspirierten Interessen einen Raum geben. Und diesen mit anderen teilen. «Schliesslich gibt es doch heute kaum Orte, wo man auch im Alltag Stille finden und dazu was Kulinarisches geniessen kann.»

Der Fokus im Moment liegt auf dem Tee – vom regionalen Kräuter bis zur traditionellen chinesischen Teezeremonie wird hier so ziemlich alles angeboten. Der Kaffee stammt von den Kaffeemacher*innen, die Säfte von Biotta; dazu gibt es Brote, Suppe, Salat, Käse, Nüsse, Dörrfrüchte und – Panettone: «Ich gebe es zu, ich bin ein grosser Fan von diesem italienischen Gebäck», schmunzelt Thomas.

Vom roten Café geht’s in die mit Steinmauer gezierte Bibliothek, und weiter in die gefühlt nächste Ebene – den himmelblauen Zwischenraum mit Zutritt zu den Toiletten und dem grünen Meditationsraum. «Farbigkeit ist ein wichtiges Thema für mich», erzählt er. Gestaltet wurden die Räume vom Künstler Jörg Niederberger.

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Ich war ehrlich gesagt etwas skeptisch, ob diese edle Gegend wirklich passend ist für dieses doch eher alternative Konzept. «Wir wollten unbedingt mitten ins Geschehen, da hier der Kontrast grösser ist. Ausserdem: Wer will schon mit dem Tram irgendwohin fahren, um zu schweigen?», witzelt der sympathische Gastgeber.

Dass hier vorher jahrhundertelang eine Apotheke hauste, dessen Engel auch heute noch die Fassade verschönert, verstärkte das Gefühl, hier richtig zu sein: «Wir möchten mit der Stille auch einen Beitrag an die Gesundheit leisten.»

Auch wenn wir mitten in der Stadt sitzen und man immer wieder ein Tellerchen klirren oder die Kaffeemaschine summen hört: Irgendwie funktioniert’s. Ich fahre ganz schnell runter, fühle mich trotz Alleinsein aufgehoben. Ruhiger und entspannter. Es ist dieser Moment, wo du irgendwie einfach ankommst – im Moment.

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«Zu uns kommen nicht nur Leute, die allein sein wollen, sondern beispielsweise auch Paare, die sich schweigend verstehen oder sich eine kurze Pause von den Kindern gönnen, um in Ruhe was zu lesen.» Thomas Fries

Moment Café // Bäumleingasse 4 // Montag bis Freitag: 7.30 bis 18.30 Uhr, Samstag: 8.30 bis 17.30 Uhr // moment-cafe.ch

Während der Fasnacht wird das Schweigen gebrochen!

Vom 27. Februar bis 1. März 2023 findet normaler Festwirtschaftsbetrieb statt, inklusive Larvenausstellung. Thomas und sein Team freuen sich auf die drey scheenschte Dääg: «Wir wollen uns ja schliesslich nicht vor dem Leben verschliessen.»