Textildesignerin Fabia Zindel von Matrix liebt Geschichten und Handwerkskunst. Beides bringt sie seit mehr als 25 Jahren in ihren bunten Foulards zum Ausdruck.

Das Geschäft könnte nicht schöner liegen. Direkt am Rhein, in der St. Johanns- Vorstadt, wo alteingesessene neben neuen Geschäften, Restaurants und Cafés den ganz eigenen Charme dieses Quartiers widerspiegeln. Hier trifft Tradition auf Moderne, vermählt sich Bodenhaftigkeit mit Weltoffenheit. Und: der Rhein als Strasse zur Welt spiegelt sich sogar im Schaufenster des kleinen charmanten Ladens. Wenn das kein Zeichen ist. Willkommen bei Matrix, der Basler Marke für Textildesign, die vor allem für ihre bunten Foulards bekannt ist. Die spielen natürlich auch die Hauptrolle im Shop und fallen einem beim Betreten sofort ins Auge. Stilvoll präsentiert und in Szene gesetzt, werden auf den Plakaten sogar die Models zur Nebensache. Viele Salzstreuer stehen auf den Ablagen, Tischen, Fensterbänken. Was es damit zu tun hat, werden wir noch erfahren. Doch erstmal folgen wir den geometrischen Mustern wie eine Einladung - von Gläsern zu Foulards, von Foulards zu Tabletts, von Tablett zu Geschenkpapier. Wir sind begeistert von der Schlichtheit der Formen bei gleichzeitiger Komplexität der Produkte, die einiges zu erzählen haben. 

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Wir hatten anfangs so viele Stoffreste, die ich nicht entsorgen wollte.

Salz als umspannendes Thema

Da wären zuerst einmal die Geschichten rund um die Kollektionen, die von der Aktualität des Alltags, von Kunst, Wissenschaft und neuen Stilen inspiriert sind. Hinter jeder Kollektion verbirgt sich ein bestimmtes Thema, das auf den ersten Blick nicht immer ersichtlich ist, aber zu dem bekannten Aha-Effekt führt, sobald man die Hintergründe erfährt. «Ich brauche ein inhaltliches Thema, das mich zum grafischen Muster führt» so Textildesignern Fabia Zindel, die Matrix im Jahr 1995 gegründet hat und für die Konzeption und Entwicklung der Designs, sowie deren Produktion zuständig ist. In ihrem Moodboard zum aktuellen Thema Salz geben zahlreiche Zeichnungen und Fotografien von Salzkristallen, Salzseen, Salzhaufen usw. einen Eindruck, nach welchen Vorlagen die geometrischen Muster entstanden sind. Verspielt und dezent wird auch im Shop überall auf das Thema hingewiesen. Und hier kommt die Armada an Salzstreuern ins Spiel, die mit ihrer Patina einen perfekten Gegenpol zu den glatten seidenen und farbgesättigten Matrix-Protagonisten sind. Die sind allerdings längst nicht mehr allein. Mittlerweile werden mit der Linie Matrix-Ménage auch Produkte für den Haushalt wie Serviertabletts, Papeterie, Geschenkpapiere, Kissen und Servietten hergestellt. Die beliebten Serviertabletts entstanden gar vor 20 Jahren – aus einem Überschuss heraus: «Wir hatten anfangs so viele Stoffreste, die ich nicht entsorgen wollte», erinnert sich Fabia, «da musste ich mir etwas einfallen lassen.» Kurzerhand schichtete sie den Stoff mit einem kunstharzbeschichteten Cellulosematerial und presste das Ganze zu Serviertabletts. Auch heute entstehen die Tabletts nach diesem Prinzip, was zu einer ganz besonderen Ästhetik führt: schaut man genau hin, erkennt man den Stoff unter der Versiegelung. Da ist er wieder, der Aha-Effekt. Die Stoffreste wiederzuverwerten war eine logische Konsequenz ihres Nachhaltigkeitsbestreben – von Anfang an ein fester Grundpfeiler in der Philosophie von Matrix. 

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Nachhaltigkeit in vorbildlicher Konsequenz

Denn die Matrix-Produkte unterliegen einem strengen Umweltkonzept. Es werden ausschliesslich Stoffe aus Naturfasern (wie beispielsweise Seide, Wolle oder Leinen) verwendet, was gleichzeitig für ein unheimlich angenehmes Tragegefühl sorgt. Zudem wird mit wasserlöslichen Farben gedruckt. Konsequenterweise findet die gesamte Produktion in der Schweiz statt. Kleine Serien werden in der eigenen Textil-Siebdruckerei von Hand bedruckt, in einem kleinen Hinterhof im Bachlettenquartier, wo Fabia auch ihr Atelier hat. Bei unserem Besuch staunen wir über die unerwartete Ordnung, auf dem grossen Tisch in der Mitte stapeln sich einzig ein paar Notizbücher und Tabletts. Daneben deuten ein Piano, eine Strickmaschine und ein paar bepflanzte Samentöpfe auf ihre Hobbys hin. «Gärtnern ist tatsächlich zu einer grossen Leidenschaft geworden und ein guter Ausgleich zum Designhandwerk. Das Piano hilft mir, um abzuschalten. Dagegen ist die Strickmaschine überhaupt kein Hobby, sie steht da, damit ich den Umgang mit ihr nicht verlerne.» Über eine Treppe geht es runter in die Siebdruckerei, wo die Kleinstserien entstehen. Aktuell steht alles still, zeugen lediglich die vielen Farbtöpfe in einer Ecke darauf hin, dass hier zuweilen mächtig was los sein muss. «Die aktuelle Kollektion ist ja schon lanciert und im Verkauf» erklärt uns Fabia. Jedes Jahr entsteht eine neue Kollektion mit 6-8 verschiedenen Designs in verschiedenen Farben. Dafür hat Fabia ein eigenes Farbsystem entwickelt, aus etwa 1300 Farben kann sie feinste Nuancen mittels genauer Rezepturen mischen und für ihre Kollektionen auswählen. «Das ist wichtig, um die Farben genau reproduzieren zu können, denn Muster und Farben sind so definiert, dass sich alle Artikel einer Kollektion untereinander gut assortieren und kombinieren lassen. Natürlich gehen die Farben immer auch auf die aktuellen Modetrends ein.» 

Auf Anfrage muss ersichtlich sein, wie es entstanden ist, wo es produziert wird, und welche Menschen dahinterstecken.
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Das Handwerk muss ersichtlich sein

Und falls die Kapazität der hauseigenen Siebdruckerei nicht ausreicht, werden grosse Serien streng nach Matrix-Richtlinien in qualifizierten Schweizer Partnerbetrieben produziert. Die Konfektion der Foulards wird dann in aufwändiger Handarbeit von Appenzeller Handroulierinnen getätigt. «Das Handwerk hinter dem Produkt soll immer spürbar sein», wünscht sich die Designerin. «Auf Anfrage muss ersichtlich sein, wie es entstanden ist, wo es produziert wird, und welche Menschen dahinterstecken. Am liebsten würde ich persönlich auch alle Endverbraucherinnen und Endverbraucher kennen, aber das ist natürlich nicht möglich.» Doch merkt man, wie wichtig ihr die Nähe zwischen Handwerk, Produkt und Kundschaft ist. So wichtig, dass sie in der Vergangenheit bewusst darauf verzichtet hat, zu wachsen, obwohl die Möglichkeit dagewesen wäre, sich z.B. in Paris gross aufzustellen. So bleiben die Matrix Produkte eine mit Basel eng verbundene Exklusivität mit diesem einen Matrix Shop – hier am Rhein. Natürlich war der Rhein auch schon Inspiration für eine vergangene Kollektion, ebenso wie die Schiffskräne, die ihn säumen. Wer die passenden Geschichten dazu hören will, sollte schleunigst in den Matrix Shop.